Institut für Traumahilfe e.V. Yoga
Yoga, insbesondere Trauma orientiertes Yoga, ist ein kraftvoller Bestandteil unserer ganzheitlichen Traumatherapie für Menschen, die Traumata erlebt haben. Frauen und Männer jeden Alters, die unter den Folgen von Gewalt, Missbrauch oder anderen traumatischen Erfahrungen leiden, tragen diese Erlebnisse oft tief in ihrem Körper und ihrer Psyche mit sich. Die Verbindung von Yoga und Traumatherapie hilft dabei, sowohl den Körper als auch den Geist wieder in Balance zu bringen.
Warum Yoga bei Traumata hilft
Traumatische Erlebnisse hinterlassen oft nicht nur seelische, sondern auch körperliche Spuren. Der Körper befindet sich häufig in einem Zustand ständiger Anspannung, das Nervensystem ist überaktiv, und viele Betroffene fühlen sich „von ihrem Körper getrennt“. Yoga, insbesondere Trauma orientiertes Yoga, welches wir selbst in den elf Jahren Arbeit an unserem Institut entwickelt haben, bietet eine Möglichkeit, den Körper auf sanfte Weise zu mobilisieren, zu beruhigen und wieder ein positives Körpergefühl zu entwickeln.
Trauma orientiertes Yoga legt besonderen Wert darauf, die TeilnehmerInnen nicht zu überfordern und ihnen jederzeit die Kontrolle über ihre Übungs-Praxis zu lassen. Dadurch wird ein Gefühl von Sicherheit geschaffen, was für traumatisierte Menschen von zentraler Bedeutung ist.
Trauma orientiertes Yoga (TOY)
- Wieder Verbindung zum Körper aufbauen: Menschen mit Traumata fühlen sich oft von ihrem Körper entfremdet. Trauma orientiertes Yoga hilft ihnen, langsam und behutsam wieder in Kontakt mit ihrem Körper zu kommen. Durch sanfte Bewegungen und achtsames Atmen können sie ein Gefühl von Kontrolle und Selbstbestimmung entwickeln – etwas, das ihnen während traumatischer Erlebnisse oft genommen wurde.
- Beruhigung des Nervensystems: Trauma löst oft einen Zustand chronischer Übererregung im Nervensystem aus. Dies führt zu Symptomen wie Schlafstörungen, Angstzuständen oder ständiger Anspannung. Yoga, insbesondere mit Fokus auf Atemtechniken (Pranayama) und Entspannungsübungen (Asanas), hilft, das Nervensystem zu beruhigen und das Gefühl von innerer Ruhe und Sicherheit wiederherzustellen.
- Achtsamkeit und Präsenz: Yoga betont Achtsamkeit – das bewusste Erleben des gegenwärtigen Augenblicks. Für Menschen mit Trauma-Erfahrung kann dies besonders hilfreich sein, da sie häufig von Flashbacks oder ständigen Gedanken an das Erlebte geplagt werden. Durch die Achtsamkeitspraxis im Yoga lernen sie, sich auf den jetzigen Moment zu konzentrieren und sich von belastenden Gedanken zu distanzieren.
- Sichere Räume schaffen: Trauma orientiertes Yoga legt besonderen Wert darauf, eine Umgebung zu schaffen, in der sich die TeilnehmerInnen sicher fühlen. Jede Übung ist freiwillig, und es wird darauf geachtet, dass Grenzen respektiert werden. Diese Sicherheit ist entscheidend, damit traumatisierte Menschen sich wieder trauen, ihren Körper zu spüren und ihn als sicheren Ort wahrzunehmen.
- Selbstwirksamkeit stärken: Ein Trauma hinterlässt oft das Gefühl von Hilflosigkeit und Kontrollverlust. Durch Yoga können Betroffene lernen, dass sie durch ihren Atem und ihre Bewegung direkten Einfluss auf ihr körperliches und emotionales Wohlbefinden nehmen können. Dies stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit – das Wissen, dass sie in der Lage sind, sich selbst zu helfen und positive Veränderungen herbeizuführen.
Warum Yoga Trauma orientiert sein muss
Yoga, das nicht auf die speziellen Bedürfnisse von traumatisierten Menschen ausgerichtet ist, kann unbeabsichtigt überfordernd wirken oder sogar alte Wunden aufreißen. Trauma orientiertes Yoga hingegen ist darauf ausgelegt, sensibel auf die individuellen Grenzen der TeilnehmerInnen einzugehen und Trigger zu vermeiden.
Trauma orientierte Yogalehrerinnen bieten Anpassungen an, ermöglichen den TeilnehmerInnen, die Übungen in ihrem eigenen Tempo zu machen, und fördern eine Praxis, bei der immer die eigene Entscheidung im Vordergrund steht. Das ist besonders wichtig, um das Vertrauen in den eigenen Körper zurückzugewinnen und sich sicher zu fühlen. Es wird darauf geachtet, immer Wahlmöglichkeiten bei den Übungen anzubieten. Es gibt kein „Hands on“, das heißt, die Übungen werden nicht körperlich korrigiert.